Tanz im Mondlicht by Rice Luanne

Tanz im Mondlicht by Rice Luanne

Autor:Rice, Luanne [Rice, Luanne]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 978-3-426-41446-0
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-03-25T22:00:00+00:00


ZWEITER TEIL

Sterne auf dem Dachboden

Kapitel 17

Chloe war erschöpft. Es kam ihr sonderbar vor, dass es ihr gerade zu Anfang des Sommers schwerfiel, einen Fuß vor die Tür zu setzen, um die Katzen am Abend zu füttern. Genauer gesagt, es war eine Tortur, an die frische Luft zu gehen. Draußen wehte eine leichte Brise, zerzauste ihre Haare, liebkoste ihre Haut, erinnerte sie an eine Berührung. Die Katzen rieben sich an ihr – die vielen Mütter, Väter und ihre Jungen –, miauten und haarten und kitzelten auf der Haut. Obwohl ihr der Körperkontakt zu den Katzen immer gefallen hatte, verspürte sie nun das Bedürfnis, das Füttern so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um sich wieder in ihrem Zimmer zu verschanzen. Körperkontakt erinnerte sie an besagten Abend vor annähernd einer Woche. An Zeke.

Im Haus war es still, als sie in ihr Zimmer zurückkehrte. Ihre Eltern liebten klimatisierte Räume. Bisher hatte Chloe immer gebettelt, die Fenster öffnen zu dürfen. Wenn sie allein daheim war, war sie meistens durch die Räume gelaufen, hatte die Klimaanlage ausgeschaltet und die Fenster aufgerissen. Jetzt war sie froh über das mechanische Summen, die technologische Kühle. Das ebenmäßige Geräusch brachte die Gedanken zur Ruhe, die ihr unablässig durch den Kopf gingen.

Das Telefon läutete, es war für sie. Chloe hatte tagelang einen großen Bogen um das Telefon gemacht. Mona wollte wissen, wann sie am Obststand arbeiten würden. Freitag, Samstag und Sonntag, erklärte ihr Chloe. Warum hast du nicht angerufen, und wie war das Treffen?, fragte Mona. Das große, streng geheime Plantagen-Rendezvous? War ganz in Ordnung, teilte Chloe ihr schließlich mit. Aber Zeke ist ein Blödmann. Er kann mir gestohlen bleiben.

Das schien Mona zu überraschen. Oder vielleicht war sie nur überrascht, dass Chloe sie nicht postwendend angerufen hatte und dass ihre Worte so gleichmütig und cool klangen: als sei ihr das Ganze völlig egal.

Weil Chloe nichts egal war, wie jedermann wusste. Sie gehörte zu den Mädchen, die den Terminkalender des Jungen, für den sie schwärmten, in- und auswendig kannten (in den letzten zehn Jahren war Gilbert Albert ihr Schwarm gewesen). Sie bewahrte den Strohhalm auf, aus dem er seine Coke trank, oder trug eine Red-Sox-Kappe, weil das seine Lieblingsmannschaft war. Solche Sachen eben.

Deshalb war Mona vermutlich ein wenig verwundert über Chloes lässigen Ton. Vielleicht dachte sie, das sei ein Zeichen von Reife. Es war schließlich ein turbulentes Jahr für Chloe Chadwick gewesen, ausreichend, um den Reifeprozess zu beschleunigen, wenn schon nichts anderes. Chloe dachte darüber nach, was sich in letzter Zeit alles ereignet hatte: Sie war wegen ihrer Antifleischkampagne von SaveRite gefeuert worden, sie hatte den Obststand der Familie eigenhändig vor dem Verfall gerettet, sie hatte ihre Unschuld verloren und sie war in aller Seelenruhe zu der Erkenntnis gelangt, dass sie den Jungen, in den sie gerade noch bis über beide Ohren verknallt gewesen war, widerwärtig fand.

Nur: Das war gelogen.

Von Seelenruhe konnte keine Rede sein.

Nach außen hin wirkte sie heiter und reif für ihr Alter. Doch hinter der Fassade bröckelte es. Sie fühlte sich wie eine kaputte Uhr. Zerbrochen, am Boden zerstört.



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